Febr. 2003 - Christian Wach Auf

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Febr. 2003

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Christian

November 2002 - Januar 2003


Es ist Ende Februar 2003 und noch immer Dauerfrost mit liegen gebliebenem Schnee. Früher hätte mich das gefreut. Heute jedoch bedeutet die Kälte und der Schnee für mich eher den Verzicht auf viel Aufenthalt im Freien und lange Ausfahrten mit dem Rolli.



Doch als der Winter hier begann, war meine Familie und ich gar nicht hier, im kalten Deutschland, sondern im warmen Florida, in Kay Largo zur Delphintherapie. Das war ein Erlebnis.

Am 29.11.02 ging es los. Früh um 03:00 Uhr! Die ganze Nacht konnte ich nicht schlafen, so aufgeregt war ich. Nach dem der Bus angekommen war,  ging es auf nach Leipzig, zum Flughafen. Nach kurzer Wartezeit flogen wir nach Frankfurt. Dort war alles ganz hektisch um mich herum. Dann im großen Flugzeug nach Miami. Das endlos lange Sitzen, machte mir ganz schön zu schaffen. Ich habe dann ein paar Tropfen bekommen und so den Rest des Fluges verschlafen. In Miami angekommen, dauerte es noch immer unendlich lange, ehe ich im Leihauto war und die Fahrt nach Kay Largo zu Ende ging. Ich kam dann auch irgendwie in mein Bett und schlief bis es wieder hell war in der anderen Zeitrechnung.



Am ersten Wochenende haben wir die Umgegend erkundet. Am Montag war es dann soweit. Auf dem Gelände der Delphintherapie musste ich mich in einen hautengen Taucheranzug zwängen lassen. Nur gut, dass meine Eltern noch meine Schwester und deren Freund zu Unterstützung hatten, da ich ja dabei selber nicht mithelfen konnte.



Mit meiner Therapeutin Valerie kam ich super aus. Sie hat ganz schnell geblickt, wie Sie mit mir arbeiten konnte. Dann ging es ins Wasser. Salzwasser, so salzig, dass auch nur ein "Schlückchen" wohl bedeutend mehr als den Tagesbedarf deckte. Doch all diese Dinge waren unwichtig, als "mein" Delphin "Nicky" begann, sich nur mit mir zu beschäftigen. Mir war so, als ob wir uns schon ewig kannten. Trotz der wirklich respektablen Größe hatte ich keinen Moment Angst vor seiner Berührung. Seine Nähe war für mich Dank für die erduldeten Leiden und Kraft für alles, was mir noch bevor steht. Jeder Tag mit "Nicky" und dann in der 2. Woche mit "Duke" war ein unvergessliches Erlebnis. Valerie machte mit mir  viele Übungen, die ganz neu für mich waren. So musste ich auf dem Bauch liegend auf die Ellenbogen gestützt, den Kopf hochhalten und sie hat gezählt. Mit einem Kommunikationstrainer am Rolli ist es mir sogar gelungen, einen angeschlossenen Ventilator einzuschalten. Ich habe mir auch sonst immer viel Mühe gegeben, denn danach kam immer das "swiming with dolphin".

An den Wochenenden besuchten wir "Key West" über die unendlich lange "Seven-Mile-Bridge" und fuhren einmal raus auf den Atlantik zu einem Korallenriff. Das Schiff hat draußen auf dem Ozean so sehr geschlingert, dass es fast allen mehr oder weniger übel wurde (ich hab es ganz gut weggesteckt, man hat mir zumindest nichts angesehen). Das waren Eindrücke! Einen kurzen Ausflug machten wir auch in den "Everglade Nationalpark", dort gab es Krokodile und jede Menge fremde Vögel und Tiere zu sehen.



Die Zeit ging viel zu schnell vorbei. Als der letzte Therapietag zu Ende war, alle von DHT sich ganz lieb verabschiedeten, wäre ich gerne noch 1 Therapie-Woche geblieben. Aber es galt Abschied zu nehmen, von Menschen, die mich immer so zu nehmen wussten, wie ich jetzt bin, von den Delphinen Nicky und Duke, die ganz genau wussten, was mir half und von einer Therapieform, die mir sicher noch lange positive Impulse geben wird.



Am 16.12.02 ging es zurück nach Hause. Ich war zwar nicht ganz so aufgeregt wie bei der Reise hier her, jedoch die Anspannung meiner Eltern bemerkte ich schon gut. Aber am Ende haben sie mich durch alle Probleme wie Verkehrschaos in Miami, Abfertigungsterminals, in denen auch ich gründlich gecheckt wurde (ist aber o.k. man will ja sicher fliegen) und Streiks des Bodenpersonals in Frankfurt sicher und gut nach Hause gebracht.
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Ich hatte nicht sehr viel Zeit alle Eindrücke zu verdauen. Denn dann war auch schon Weihnachten. Und damit am 24.12. mein 16. Geburtstag. Leider haben nur wenige meiner alten Freunde und Bekannten daran gedacht und mir Grüße gesandt. Das hat meine Eltern mehr als mich geärgert. Wir haben in Familie gefeiert und waren froh, das ich Dank dem Plattformlift immer mit am Tannenbaum sitzen konnte. Silvester waren wir bei guten neuen Freunden. Alexander war mit mir damals in Kreischa. Auch ihm geht's so wie mir, manchmal sogar noch schlechter. Meine Eltern haben bis ins neue Jahr mit Alexanders  Eltern zusammengesessen. Ich hab den Jahreswechsel verschlafen.
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Der Januar verlief ganz ruhig. Die Impfung gegen die Virusgrippe habe ich auch gut weggesteckt. Die Entscheidung -dafür-, haben sich meine Eltern nicht leicht gemacht. Es gab nur wenige Ausfahrten, es war zu kalt und das Umziehen in die dicken Wintersachen ist für mich und meine Mutter nicht so leicht. Ich hatte Zeit, all das Erlebte in Florida zu verarbeiten. Es gibt viele Dinge, die sich für mich durch die Therapie verändert haben, doch die bemerken nur meine Eltern und die Therapeuten und meine Lehrerinnen in der Schule. Wenn immer mal in meinem Heft steht, dass ich irgend etwas gut verfolgt oder mitgemacht habe, dann sind alle ganz glücklich. Gerne würde ich noch mehr zeigen, z. B. meinen bisherigen Freunden, die mir geblieben sind, was ich alles schon wieder besser mitbekomme, doch es fällt mir so unsagbar schwer.


Aber leider  haben sie mich lange nicht mehr besucht.....

Für mich gibt es neue Aufgaben, denn zur Zeit übe ich jetzt fleißig an meinem neuen Motomed.

Für Christian im Februar 2003

(wird fortgesetzt)


 
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